6er T-Zug für alle!!! Das ist Super…. oder doch eine Mogelpackung!?
6er T-Zug für alle!!!
Das ist Super…. oder doch eine Mogelpackung!?
Am Donnerstag den 23.03.2023, wurde im Gesamtbetriebsrat die Gesamtbetriebsvereinbarung T-Zug + Personalflexibilität vereinbart. Damit können, egal ob Anspruchsberechtigt oder nicht, zukünftig alle Kolleginnen und Kollegen den T-Zug wandeln. Das klingt doch erstmal gut… Oder hat die Sache einen Haken?
Wir sagen: „JA!“, die Sache hat einen Haken. Wir spielen mal wieder unterschiedliche Personengruppen, gegeneinander aus. Zwei Prozent mehr Leiharbeit an allen Daimler Truck Standorten, das ist die Währung, für den Deal. Als wir vor knapp 20 Jahren Leiharbeit eingeführt haben, war das Geschrei riesengroß, jedoch hat man damals über 8% gesprochen. Die derzeitige Quote hier im Werk Kassel ist derzeit eigentlich bei 16%. Im Dezember wurde dann die Halbleiter BV abgeschlossen und die 25 Übernahmen in feste Daimlerverträge vereinbart, im Gegenzug wurde die ANÜ Quote von den vereinbarten 16% auf 300 Köpfe angehoben und auf diese werden nun mit dem neuen Deal nochmal 2% aufgeschlagen… Ohne Worte!!! Damit ist fast jeder 5 Kollege „am Hallenboden“ ein Leiharbeiter…. Diese Entwicklung ist absolut erschreckend. Vor einigen Jahren haben wir noch mit dem Finger auf Industriekonzerne gezeigt, die solch eine Personalpolitik vorgelebt haben. Heute ist es auch in unserem Konzern trauriger Standard. Den Leiharbeitern ein Stück vom Ergebnisbeteiligungs-Kuchen abzugeben, war nicht möglich, aber als Verhandlungsmasse, dafür sind sie zu gebrauchen.
Im Tarifvertrag Leih-/Zeitarbeit für Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie kann man folgendes lesen:
Einsatz von Leih-/Zeitarbeitnehmern
Durch den Einsatz von Leih-/Zeitarbeit darf für die Beschäftigten im Entleihbetrieb keine feststellbare Beeinträchtigung der Entgelt- und Arbeitsbedingungen und keine feststellbare Gefährdung der Arbeitsplätze bewirkt werden.
Protokollnotiz: Leih-/Zeitarbeitnehmer sollen nach Auffassung der Tarifvertragsparteien grundsätzlich nicht regelmäßig auf Arbeitsplätzen eingesetzt werden, die im Betrieb auf Dauer angelegt sind.
Mit der oben erwähnten Vereinbarung, beweist man im Grunde genommen, dass der Tarifvertrag welcher ohnehin schon genug Ecken und Kanten aufweist, nicht das Papier wert ist, auf dem er steht. Schließlich sollen nun die Leiharbeiter dauerhaft, die zusätzlichen 6 Tage für den Stamm kompensieren. Und wenn man dann noch bedenkt, dass es nur ein kleiner Anteil von Produktionsmitarbeitern ist, welcher von dieser Vereinbarung profitiert, stellt sich doch die Frage, wie die Leiharbeiter im Produktionsbetrieb, die Mitarbeiter Verwaltung und die produktionsnahen Kollegen (MPn) ausgleichen sollen.
Was auf den ersten Blick aussieht wie Gold, stellt sich also bei genauerer Betrachtung als billiges Blech raus.
Versteht uns nicht falsch, wir gönnen wirklich jedem diese zusätzlichen 6 Tage, aber mit Einführung der Wandlungsmöglichkeit des T-Zug, sollten besonders belastete Personengruppen zusätzlich entlastet werden. Diese zusätzliche Entlastung, ist unter diesen neuen Gesichtspunkten, faktisch nun auf alle Stammbeschäftigten ausgerollt worden. Wir meinen, dass da die Sinnhaftigkeit und die Fairness, ein stückweit auf der Strecke bleibt.
Wenn man den Punkt bedenkt, dass unsere Leiharbeitskollegen eh schon 6 Tage weniger Urlaub haben, als wir Daimler Truck Mitarbeiter, so geht die Schere nochmal ein kleines Stückchen weiter auseinander. Wäre es nicht besser gewesen, den T-ZuG für ALLE als Verhandlungspunkt für die nächste Tarifrunde auf die Liste zu packen? Der Tarifvertrag Leih-/ Zeitarbeit sollte sowieso dringend überarbeitet werden. Muss man unsere Freizeit unbedingt auf Kosten unserer Leiharbeitskollegen ausfechten? Hier geht die Lastenverteilung ganz klar auf den Rücken unserer Leiharbeiter, die längst faktisch zu uns gehören, juristisch jedoch leider nicht. Als Dank dafür, müssen sie als Lastenesel herhalten.
Auch die Haltung unserer Betriebsratskollegen ist sehr fragwürdig. Einerseits sprechen sie sich öffentlich gegen die Leiharbeit aus und im nächsten Moment werden solche Vereinbarungen immer wieder durchgewunken.
Wir als Truck Initiative Kassel stehen unseren Kolleginnen und Kollegen von den Leiharbeitsfirmen zur Seite. Das soll nicht als Positionierung gegen unsere Daimler Truck Kolleginnen und Kollegen verstanden werden, nur werden unserer Ansicht nach, die Leiharbeiter als Spielball und Druckmittel benutzt. Moralisch ist die Gesamtbetriebsvereinbarung höchst verwerflich! Deshalb konnten wir dieser Gesamtbetriebsvereinbarung nicht zustimmen.
Wir hoffen ihr könnt unsere Entscheidung nachvollziehen.
Eure Truck Initiative Kassel