Rede Daniel Juni 25

6/4/2025

Was ist genug?

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

manchmal frage ich mich:
Wann ist es eigentlich genug?

Wenn der Lohn bis zum Monatsende reicht –
oder erst, wenn die Kurse steigen und das Kapital applaudiert?

Wenn wir den Betrieb am Laufen halten –
oder erst, wenn der Gewinn glänzt wie ein Pokal im Branchen-Schaufenster?

Wir arbeiten – Tag und Nacht.
Wir stemmen Schichten, schultern Verantwortung,
organisieren das Leben zwischen Kita und Nachtschicht,
halten durch, halten aus, halten zusammen.

Und trotzdem heißt es:
„Sparen.“
„Zu wenig Rendite.“
„Andere sind effizienter.“

Wirklich?
Unser Unternehmen verdient Milliarden.
Nicht irgendwann.
Nicht hoffentlich.
Jetzt. Jahr für Jahr.

Aber wir sollen verzichten.
Nicht, weil Verluste drohen.
Nicht, weil Gefahr besteht.
Sondern, weil das System es so verlangt.
Ein System, das nie satt wird.

Ein Hamsterrad aus Zahlen,
ein Takt aus Prozenten,
ein Rhythmus ohne Herz.

Damit wir verstehen, wie maßlos es geworden ist:

· Eine Million Sekunden – 12 Tage.

· Eine Milliarde Sekunden – über 31 Jahre.

So groß ist der Unterschied,
so absurd der Maßstab.

Und doch tun wir so,
als sei es normal,
eine Milliarde zu sparen –
nicht aus Not,
sondern aus Gier.

Kalkulation statt Haltung.
Ertrag statt Anstand.

Dabei haben wir geleistet.
Wir haben uns getrennt von der Daimler AG –
nicht nur auf dem Papier,
sondern im Alltag.
Neue Systeme, neue Wege,
neue Verantwortung.

1.500 neue IT-Systeme eingeführt.
Prozesse umgebaut,
während der Betrieb weiterlief.
Wir haben geliefert. Unter Druck. Jeden Tag.

Doch statt Dank –
nur neue Ziele,
neue Kürzungen,
neue Forderungen nach „mehr“.

Denn heute zählen nicht wir.
Sondern Kennzahlen.
Nicht, was wir schaffen.
Sondern, was Aktien versprechen.

Wir leben in einem System,
das alles verwertet,
aber nichts wertschätzt.

Das Milliarden ausschüttet –
und Stellen streicht.
Das Profite feiert –
und die Menschen dahinter vergisst.


Es misst Erfolg in Marge,
nicht in Menschlichkeit.
Es kennt keine Balance –
nur Wachstum.
Weiter. Schneller. Mehr.

Doch wir sagen:
Genug.

Genug ist nicht der höchste Börsenkurs.
Genug ist, wenn die Menschen,
die all das möglich machen,
nicht ständig um ihren Wert kämpfen müssen.

Genug ist,
wenn nicht Gier das Ziel ist,
sondern Gerechtigkeit.

Ein gutes Leben.
Für uns.
Für unsere Familien.
Für eine Zukunft,
die nicht nur dem Markt gehört –
sondern auch den Menschen.

Daniel Hoppe

Truck Initiative Kassel