Rede Daniel März 25 außerordentliche BV

BETRIEBSVERSAMMLUNG

4/2/2025

Wertschätzung & Abwanderung von Mitarbeitern

Guten Morgen zusammen,

Die Luft ist raus… was meine ich damit...

heute möchte ich ein Thema ansprechen, das uns alle betrifft – direkt oder indirekt. Es geht um eine Entwicklung, die nicht nur die Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens beeinflusst, sondern auch das Arbeitsklima und unsere Zukunftsaussichten. Es geht um die Abwanderung langjähriger, gut ausgebildeter Mitarbeiter.

Über Jahre hinweg haben diese Kolleginnen und Kollegen mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrem Engagement maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Sie haben Strukturen mit aufgebaut, Innovationen vorangetrieben und das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist. Doch nun kehren sie uns den Rücken. Warum?

Die Antwort ist vielseitig, aber ein zentraler Faktor ist der zunehmende Druck zur Kosteneinsparung. Natürlich muss ein Unternehmen wirtschaftlich handeln. Doch wenn Einsparungen auf dem Rücken derjenigen ausgetragen werden, die den Erfolg erst ermöglichen, dann weiß ich nicht, ob das wirklich zielführend ist. In meinen Augen kann es das nicht sein... Gekürzt wird nicht nur bei den materiellen Ressourcen, sondern auch bei Wertschätzung, Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven.

Doch das Geld, das wir heute sparen, kostet uns in Zukunft ein Vielfaches mehr. Davon bin ich überzeugt. Mit jedem Mitarbeiter, der geht, verlieren wir nicht nur eine Person, sondern auch wertvolles Wissen, Erfahrung und Engagement – Dinge, die sich nicht von heute auf morgen ersetzen lassen.

Statt klarer Strategien und transparenter Kommunikation erleben viele von uns Hinhaltetaktiken. Entscheidungen werden verschoben, Versprechungen gemacht und nicht eingehalten, und anstatt Sicherheit zu geben, bleibt Unsicherheit. Dieses Hin und Her führt zu Demotivation – und diese Demotivation ist alles andere als Wertschöpfend, für jede Organisation.

Während erfahrene Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, rücken neue nach, unsere Anü´s. Doch die geringfügige Zugehörigkeit dieser neuen Kollegen – oft ohne langfristige Perspektive und unter nicht den gleichen, eher schlechteren Bedingungen sorgt dafür, dass die Bindung zum Unternehmen schwächer wird. Es entsteht eine Art Durchlaufbetrieb, in dem sich kaum noch eine Verbundenheit zum Unternehmen entwickeln kann.

Hinzu kommt eine weitere Entwicklung, die vielen Sorgen bereitet: Bereiche werden fremd vergeben, an externe Dienstleister ausgelagert, oft mit der Begründung der Effizienzsteigerung. Doch was bedeutet das in der Praxis? Der Verlust von Know-how, der Abbau interner Strukturen und eine immer größere Distanz zwischen den Mitarbeitern und dem Unternehmen selbst. Und dabei vergleichen wir uns natürlich auch ständig mit unseren Mitbewerbern. Andreas Gorbach hat hier auf der Bühne selbst eingeräumt, dass die Mitbewerber, mit denen wir uns vergleichen, eine höhere Fertigungstiefe und ein besseres Servicenetz haben als wir. Wir wollen den gleichen ROS, aber wir möchten ihn mit einfacheren Mitteln erreichen. Diese Vergleiche hinken.

Parallel dazu sehen wir, dass immer mehr Stellen gestrichen oder eingespart werden. Die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Kollegen steigt, während die Unterstützung und Ressourcen schwinden. Statt langfristiger Lösungen wird oft nur kurzfristig reagiert.

Und als ob das nicht genug wäre, erleben viele Kollegen (ein Beispiel ist die Halle 80), dass sie teils wahllos, quasi von einem Tag auf den anderen in eine andere Abteilung verliehen werden – ohne wirkliche Rücksprache, ohne Planung, ohne Rücksicht auf ihre Stärken und Kompetenzen. Wo ist da die Wertschätzung? Wie sollen sich da noch die Kollegen mit dem Unternehmen verbunden fühlen, wenn sie wie Schachfiguren hin- und hergeschoben werden?

Wir müssen uns fragen: Wollen wir diesen Trend weiter hinnehmen? Wollen wir weiter zusehen, wie Wissen und Erfahrung verloren gehen, wie Mitarbeiter sich nicht mehr mit dem Unternehmen identifizieren, eher distanzieren und letztlich die Qualität unserer Arbeit darunter leide

Für den Vorstand zählt in erster Linie, dass die Zahlen stimmen. Doch was auf lange Sicht mit dem Unternehmen wird, interessiert scheinbar nicht. Schließlich sind viele dieser Entscheider, wenn das Geld stimmt, vielleicht übermorgen schon bei einer anderen Firma und machen etwas anderes. Die meisten haben keine langjährige Verbindung mit dem Unternehmen – sie sind nur Saisonarbeiter, kurz mal ein paar Milliönchen „pflücken“ und dann weiter ins nächste Unternehmen.

Ich bin froh, dass wir momentan jemanden hier haben, mit langjähriger Verbundenheit zum Unternehmen, der nicht nur mal eben für eine kurze Zeit gekommen ist und dann in den Ruhestand verschwindet, sondern hier seine Heimat und eine Verbundenheit zum Werk hat. Herr Schuler, ich hoffe Sie nehmen sich diese Dinge zu Herzen und bleiben weiter Loyal und eine wertschätzende Säule für den Erfolg hier am Standort und dass wir gemeinsam daran arbeiten, unsere Produkte wieder auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen.

Sparen ja- das muss sein- aber bitte mit Augenmaß und Verantwortung.

Bitte prüfen Sie sorgfältig, wo echtes Einsparpotential besteht, und vermeiden Sie es, die Last einseitig den Kollegen aufzubürden – sowohl finanziell als auch in Ihrer täglichen Arbeit. Nachhaltige Einsparungen sollten fair, ausgewogen und vor allem, transparent gestaltet sein.

Gerade in der jetzigen Zeit ist es umso wichtiger und ich denke ich spreche im Rahmen aller... Das echte Wertschätzung, klare Kommunikation und langfristige Perspektiven - Schlüssel Funktionen sind und gelebt werden sollten. Nur so können wir das Vertrauen zurückgewinnen und das Unternehmen in Zukunft wieder mehr zu einem Ort machen, an dem die Kollegen nicht nur arbeiten, sondern sich weiterhin engagieren und weiterentwickeln wollen. Um sicher und bestmöglich ans Ziel zu kommen, fährt man am besten mit vollem Druck auf allen Reifen, nicht mehr und nicht weniger. Ihr Kollegen seid die, ohne die sich hier nichts bewegt. Ohne uns fährt kein Truck irgendwo hin... Da sollte wirklich jeder mal drüber nachdenken!

Vielen Dank.

Daniel Hoppe

Truck Initiative Kassel