Rede Lars März 25 außerordentliche BV
BETRIEBSVERSAMMLUNG
4/2/2025
Cost Down Europe
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Situation entwickelt hat. Trotz eines der besten Jahre in der Geschichte des Unternehmens, lastet nun eine immer größer werdende Unsicherheit auf uns. Diese vagen Zukunftsaussichten und die negative Bewertung der Zahlen des letzten Jahres, tragen dazu bei, dass sich eine negative Stimmung breitmacht. Sorgen und Ängste prägen die Gespräche und es wird spekuliert, was als nächstes kommt. In den letzten Jahren haben wir immer wieder Sparprogramme und Stellenabbau erlebt – „Move“, „Get Full Power“,„Stream 1 und 2“ – und das, was uns damals als notwendig verkauft wurde, scheint sich nun zu wiederholen. Die Kosten sollen erneut auf unserem Rücken gesenkt und Arbeitsplätze abgebaut werden, und das ist nicht nur bei Daimler Truck, sondern bei fast allen deutschen Industriekonzernen der Fall.
Es fühlt sich so an, als müssten die Mitarbeitenden, die Folgen von äußerst fragwürdigen, politischen Entscheidungen und steigenden Energiekosten ausbaden. Die Einsparungen, die auf den ersten Blick wie Erfolge aussehen, werden nicht gewürdigt und stattdessen wird weiterhin der Fokus auf Kürzungen gelegt. Anstatt sich auf die Stärken zu besinnen, mit denen Daimler Truck groß wurde, werden wir in eine Richtung gedrängt, die nicht förderlich für ein nachhaltiges Wachstum und die öffentliche Reputation, von Daimler Truck ist.
Was früher als sicher galt, wie faire Bezahlung oder zinsfreie Baudarlehen, um nur zwei Beispiele zu nennen, ist schon lange Geschichte. Für die meisten stellt sich nur noch die Frage, was ist als nächstes dran? Die Jubiläumszuwendung, soll ja nun doch erst einmal bleiben, aber wie wird es weitergehen? Ich bin mir sicher, dass in der ein oder anderen Schublade, schon einige böse Überraschungen auf uns warten. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
Die ach so glorreiche IT Umstellung hat uns ein kleines Vermögen gekostet und hat etlichen Mitarbeitenden schon graue Haare beschert. Hinzu kommt, dass eure Individuellen Probleme, z.B. mit Zeit und Entgelt immer schwieriger zu lösen sind, da alles über automatisierte so genannte, Self Service Systeme läuft und lange Wartezeiten die Regel sind. Ein zusätzliches Angebot, die Hotline-Zeiten zu verlängern, ändert aber wenig daran, wenn die Probleme dann auch noch, teils bescheiden behandelt werden. Da waren wir mit dem I-Punkt am Standort deutlich besser aufgestellt.
Der Wille des Unternehmens, wirklich in eine positive Zukunft zu investieren, scheint jedoch zu fehlen. Wir hören immer wieder, die gleichen Phrasen über die Notwendigkeit der Digitalisierung, aber die wirklichen Veränderungen, die uns als Mitarbeiter zugutekommen würden, die bleiben aus. Die digitale Infrastruktur in der Produktion ist eine Zumutung. Systemumstellungen oder Dienstleisterwechsel führen Planmäßig ins Chaos…
Außerdem gibt es derzeit kaum Wertschätzung, für die Leistung der Mitarbeiter, selbst bei positiven Entwicklungen, wie einer Steigerung des ROS, von 6 % auf fast 10 % im Jahr 2023, bleibt der Druck weiterhin bestehen. Schaut zum Mitbewerber, die haben 15% ROS.
Wie die Dividende oder die Höhe der Ergebnisbeteiligung zustande kam, bleibt nach wie vor ein Rätsel. Die Sparmaßnahmen, werden als ausweglos und die einzige Lösung dargestellt, während andere Aspekte des Unternehmens – wie der Umgang mit Partnern und Zulieferern – zunehmend zu Problemen führen. Ständiger Kostendruck, insbesondere die Zahlungsmoral und die Art und Weise, wie mit Zulieferern und Fremdfirmen umgegangen wird, schaden zunehmend dem Ruf von Daimler Truck.
Die unzureichende Kommunikation und der mangelnde Wille zur echten Verbesserung, sind nicht nur frustrierend, sondern auch für Mitarbeiter und das Unternehmen äußerst Schädlich. Mitarbeiterfreundlichkeit, wie sie einst im Konzern an der Tagesordnung war, scheint mittlerweile, der Vergangenheit anzugehören. Einerseits wird versucht, Mehrarbeit als verpflichtend zu verkaufen, anderseits gibt es für die Bereitschaft zur Mehrarbeit nur noch selten Anerkennung.
Bedingungslose Flexibilität unserer Mitarbeitenden, wird immer stärker eingefordert.
Das Unternehmen erwartet engagierte und motivierte Mitarbeitende, aber die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen werden immer schlechter. ERA scheint in vielen Fällen keine Rolle mehr zu spielen und Leistungsbeurteilungen sind weiterhin in vielen Fällen Nasenprämien.
Die Arbeitsmotivation wird durch all diese Faktoren beeinträchtigt und das spiegelt sich dann auch in der Bereitschaft wieder, über das vertraglich vereinbarte hinaus, Leistung zu bringen. Schon vor Jahren, ich sage nur 2004, wurden die Löhne drastisch abgesenkt und der Kostendruck enorm erhöht. Das war übrigens eine ähnlich orchestrierte Massenbewegung innerhalb der Industrie wie wir Sie gerade vor Augen haben. Prozente für die Standortsicherung wurden eingebracht und Fixkosten wurden ständig gesenkt. Es bleibt sehr fraglich, wie lange diese Strategie noch tragfähig ist.
All diese Faktoren zusammen führen zu einem Bild, das bei den Mitarbeitern zunehmend Zweifel an der Unternehmensstrategie aufwirft und sich viele fragen, in welche Richtung Daimler Truck eigentlich steuert.
Ja, wir sind getrieben von Globalisierung, dem technischen Wandel, den sich ändernden Arbeitsmarktbedingungen und den regulatorischen Umgestaltungen, aber wenn ihr den Rotstift ansetzt, dann tut dies mit bedacht. Am Ende geht es nämlich um die Zukunft etlicher Menschen und Familien, die Daimler Truck zu dem gemacht haben, was es heute ist.
Liebe Unternehmensleitung, wir alle stehen hier, hinter Daimler Truck und wir wollen alle, dass unser Arbeitgeber, in der Zukunft wieder als Weltmarktführer und wegweisendes, innovatives Unternehmen dasteht. Aber besinnt euch auf das Grundsätzliche, ohne uns wäre Daimler Truck nicht Daimler Truck.
Ich möchte enden mit einem Zitat:
Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit
Lars Meyer
Truck Initiative Kassel