Warum ich meine IGM-Ämter niedergelegt habe
4/4/2022
Wenn ich alle Gründe für meine Entscheidung hier nun kundtun wollte,
müsste ich wahrscheinlich drei solche Artikel verfassen. Die letzten zwei Jahre ohne Betriebsversammlung machten es mir schlicht unmöglich, euch in einem größeren Rahmen zu informieren.
Daher beschränke ich mich hier nun wirklich nur auf die Eckpunkte und versuche euch nicht unnötig mit Details zu strapazieren. Sollten für euch noch Fragen offen sein, kommt gerne im persönlichen Gespräch auf mich zu, oder schreibt mir eine Email.
Ich habe mich über zwölf Jahre bei der IGM engagiert, begleitete verschiedene Ämter und hatte eine Ausbildung zum Referent der Erwachsenenbildung bei der IGM begonnen. Was ich in den letzten Jahren allerdings erleben musste, erschüttert mein Verständnis in Kollegialität und Solidarität innerhalb der Organisation.
Im Grunde genommen, begann alles mit dem Thema Nachtschichtzulagen in 2017. Sicherlich erinnert ihr euch an das Thema Geltendmachungen und die neue tarifvertragliche Änderung mit einem Plus bei unseren Nachtschichtzuschlägen.
Letztlich war es so, dass ich der einzige in den IGM Gremien in unserem Werk war, der dieses Thema versuchte auf die Tagesordnung des Betriebsrats zu bringen. Nachdem mir seitens einzelner Betriebsräte immer wieder davon abgeraten wurde, das Thema öffentlich zu machen, beantragte ich mit einem weiteren Kollegen Rechtsschutz beim DGB. Wir machten unsere Forderung gegenüber Daimler geltend und legten nach Ablauf der gesetzlichen Fristen auch Klage beim Arbeitsgericht ein.
An diesem Punkt standen der Kollege und ich ganz allein da, kein Betriebsrat unterstützte unsere Position. Ich war nun in Begriff euch auf der kommenden Betriebsversammlung über dieses Thema zu berichten.
Nach einer gemeinsamen Sitzung von VK Leitung und Betriebsrat wurde ich von der Betriebsratsspitze und einer Hauptamtlichen der IGM zur Seite genommen und gebeten, meine geplante Ansprache auf die nächste, oder übernächste Betriebsversammlung zu verschieben. Mir wurde in Aussicht gestellt, die Publikationen und Redebeiträge zu dem Thema dann in der Zukunft machen zu können.
Ziemlich zeitnah ging es dann auch los. Der komplette Betriebsrat stand hinter uns und wir sammelten über Monate hinweg im ganzen Werk eure Geltendmachungen was letztlich auch zu einem annehmbaren Ergebnis führte.
Ich schrieb nun mit einem weiteren Betriebsrat einen abschließenden Artikel für das Brennglas und dann war auf einmal Corona und der erste Lockdown da. Das Brennglas ging nie in Druck, es gab zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich erst einmal wichtigeres.
Aufgrund dessen wurde auch die Gremienarbeit im Werk stark eingeschränkt und die Kontakte nahmen stark ab. Im Nov/Dez 2020 fiel mir dann auf einmal ein Brennglas in die Hände in welchem der IGM Fraktionsvorsitzende Stefan Funk einen Artikel über das Thema Nachtschichtzulagen veröffentlichte, in welchem die Inhalte meines Artikels keinerlei Berücksichtigung fanden. Es wurde nur über das ausgehandelte Ergebnis zwischen IGM und Arbeitgeber berichtet.
Da stellt sich mir die Frage:
Was hätte es zu verhandeln gegeben, wenn da nicht 2 Kollegen den Weg für vorbereitet hätten?
Der nächste Punkt der mich in meiner Entscheidung treibt, ist der Umgang mit Ersatzmitgliedern des Betriebsrat.
Bis zum Ruhestand des ehemaligen Geschäftsführer A. Holle, lief der Umgang mit den Ersatzmitgliedern tadellos. Leider änderte sich das schlagartig nach seinem Ausscheiden. Mehrmalige persönliche Ansprachen oder Emails änderten nichts am Verhalten der Verantwortlichen Personen. Auch der Umstand, dass Betriebsratssitzungen pandemiebedingt online durchgeführt werden können, führte zu keiner Verbesserung.
In einem letzten klärendem Gespräch zwischen IGM Geschäftsstelle, VKL und BR Spitze wurde mir dann noch nahegelegt, ich könne ja klagen, wenn ich einen so hohen Wert darauf lege, dass das Betriebsverfassungsgesetz eingehalten wird.
Mein Eindruck ist, ich wurde gezielt ferngehalten....
Der nächste und gleichzeitig letzte Punkt ist nicht so einfach in Worte zu fassen, aber ich will es probieren...
In der Gremienarbeit ist es ja regelmäßig so, das Abstimmungen nun mal nicht immer einstimmig ausgehen. Es gibt also immer Mitglieder die mit einem Ergebnis zufrieden sind und genauso auch Unzufriedene. So weit so gut.
In den IGM organisierten Gremien ist es aber von den führenden Kräften nicht gern gesehen, wenn sich jemand aus diesen Gremien öffentlich, nach einem solchen Mehrheitsbeschluss abweichend zur Sache äußert.
Das ist für mich nicht die Art von Interessenvertretung die ich machen möchte...
Außerdem musste ich erleben, dass es ziemlich problematisch sein kann ein privates Social Media Konto zu haben, auf welchem man Inhalte und seine Meinung teilt und gleichzeitig ehrenamtlicher Funktionär der IGM zu sein.
So kam es dann im Dezember 2019 dazu, dass ich meine Ausbildung zum Referent der IGM abbrechen musste, weil ein Hauptamtlicher der IGM mich mehrmals als rechtsnah, Antisemit oder Schwurbler betitelte und mir nahelegte diese Aktivitäten zu unterlassen. Schlimm ist, wenn die gleiche Person es aber öffentlich beklatscht, wenn die blinde Zerstörungswut der Antifa um sich schlägt.
Noch einmal, ich als ehrenamtlicher Funktionär lasse mir von keiner Organisation vorschreiben, was ich sagen darf und was nicht.
An dieser Stelle möchte ich es nun auch erst einmal dabei belassen. Es gäbe noch viel zu berichten, aber vielleicht komme ich da in der Zukunft noch einmal drauf zurück. Ich hoffe, dass ihr nun ein wenig Verständnis für meine Entscheidung habt und nachvollziehen könnt, warum ich diesen Schritt gehe.
Oder würdet ihr noch auf der Liste der IGM kandidieren wenn euch ähnliches wiederfahren wäre?
Nach alldem was passiert ist, hatte ich das Thema Betriebsrat für mich eigentlich schon innerlich abgehakt. Doch dann erreichte mich unerwarteter Zuspruch und die Kollegen von TIK versammelten sich um mich. Ihr könnt mir glauben, es war in diesen Lockdownzeiten schwierig überhaupt etwas zu realisieren, aber die Kollegen sind hoch motiviert und das treibt mich auch dazu an diesen Schritt zu gehen.
Wir möchten dem amtierenden Betriebsrat beistehen in der kommenden Wahlperiode und dabei helfen wieder eine Interessenvertretung für ALLE zu werden.
Zuviel ist in der vergangenen Zeit aus dem Ruder gelaufen, es gab coronamaßnahmenbedingte Abmahnungen und Entlassungen und sehr viele Kollegen fühlen sich benachteiligt und unverstanden, wegen der Betrieblichen Umsetzungsweise der 3G Regeln....
Damit muss Schluss sein....
Und wenn ihr es wollt, bleibe ich euch gern erhalten
Lars Meyer